Bauen mit Stroh

Mit Stroh, Holz und Lehm lassen sich auf einfache Weise hochwärmegedämmte, gesunde und umweltfreundliche Wohnhäuser erstellen. Der Rohstoff kommt vom Acker nebenan. Die Bauweise ist nicht neu. Schon Ende des 19. Jahrhunderts haben Siedler in holzarmen Landstrichen Nebraskas Häuser aus Heuballen gebaut-lasttragend, ohne weitere Holzständer in den Wänden. Einige von ihnen sind heute noch bewohnt und in tadellosem Zustand. In der Zeit zwischen 1940 und 1980 geriet die Bauweise in Vergessenheit. Die Bauweise wurde Mitte der achtziger Jahre wieder entdeckt und gewinnt seit ca. 15 Jahren weltweit zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zu den historischen Vorbildern werden hierzulande Holzständerkonstruktionen mit Strohballen ausgefacht. Der lasttragende Strohballenbau, bei dem die Ballen wie überdimensionale Mauerziegel Dach- und Deckenlasten tragen, befindet sich in Deutschland noch in der Entwicklung. Damit ließen sich Kosten, Zeit und Aufwand sparen und der Dämmwert verbessern.
Gesunde Häuser vom Acker nebenan
Die wesentlichen Bestandteile eines Strohballenhauses, Holz, Lehm und Getreidestroh enthalten keine Schadstoffe, sind nachwachsend, und in fast unbegrenzter Menge vorhanden. Lehm auf Wandoberflächen sorgt für ein angenehmes, gesundes Raumklima und optimalen Feuchteausgleich. Wenn die Baufamilie beim Einbau der Strohballen und beim Verputzen mit anfasst, lässt sich Wohnraum etwas kostengünstiger erstellen.

Bautechnische Eigenschaften

Das Feuchteverhalten von Strohballen in Außenbauteilen ist unproblematisch, wenn dampfdiffusionsgerechte Aufbauten gewählt und geeignete Außenbekleidungen verwendet werden, bzw. konstruktiver Schlagregenschutz vorgesehen wird. Die innere Putzschicht muss rissfrei und möglichst luftdicht hergestellt werden. Weder Nagetiere noch Ungeziefer noch Schimmel noch Wind und Wetter können fachgerecht eingesetzten Strohballen etwas anhaben. Strohballen besitzen eine sehr gute Dämmwirkung. Mit einer ballenstarken Wand von ca. 35 cm Dicke erreicht man schon Passivhausstandard mit einem U-Wert von ca. 0,15 W/m²K sind möglich.

Baurechtliche Anerkennung in Deutschland

Strohballen sind in Deutschland seit 2006 als Dämmstoff bauaufsichtlich zugelassen. Seit 2014 ist mit dem stark erweiterten Anwendungsbereich der ETA 17/0247 auch das beidseitig direkte verputzen möglich, welches über einen einfachen Feuchteschutznachweis mit Hilfe des Glaser-Verfahrens nicht nachweisbar ist. Für weitere davon abweichende Anwendungen, wie z.B. das lasttragende Bauen besteht zusätzlich die Möglichkeit für das Vorhaben eine Zustimmung im Einzelfall zu beantragen, was in der Regel ohne Probleme klappt. Die Verwendbarkeit als feuerhemmende Außenwand (F30) wird in einem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis geregelt.